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Ökumenischer Kirchentag

Wie glaubwürdig ist Kirche?

Verschwommen im Stadtbild: Haben die Kirchen ihre Glaubwürdigkeit eingebüßt?

Über die Kirchen wird gesellschaftlich debattiert. Allen voran in der Frage des gesellschaftlichen Zusammenhalts könne die Kirche dazu beitragen, dass Verständigung passiere, sagte Ulrike Scherf, die Stellvertretende Kirchenpräsidentin der EKHN, während des Ökumenischen Kirchentages. Sie reagierte auch auf Kritik an der Kirche.

Glaubwürdigkeit kann man sich nicht selbst geben. Sie wird einem zugesprochen. Die Aussetzung des Betroffenbeirats der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zur Begleitung der Aufarbeitung und Prävention von Missbrauch wird aktuell gesellschaftlich diskutiert. "Die Aussetzung wirft uns zurück, wir brauchen die Betroffenen, um eine angemessene Aufarbeitung leisten zu können", sagte Ulrike Scherf, stellvertrende Kirchenpräsidentin der EKHN während der Podiumsdiskussion "Wie gaubwürdig ist Kirche?" auf dem 3. Ökuemnsichen Kirchentag.

Unabhängiger Missbrauchsbeauftrager gefordert

"Ich bin bestürzt über die Aussetzung des Betroffenenbeirats", so Scherf. "Ich bedauere die Entscheidung zutiefst." Scherf betonte weiter, es sei wichtig, nicht bei der Betroffenheit stehenzubleiben. Stattdessen müssten die Fälle von sexualisierter Gewalt "ganz konkret" aufgearbeitet werden, wolle Kirche als glaubwürdig wahrgenommen werden. Die Journalistin Christiane Florin, Redakteurin des Deutschlandfunks, vertrat die Auffassung, dass nur ein Außenstehender für Aufklärung sorgen könne. Auch Katrin Göring-Eckardt, Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, sprach sich für einen unabhängigen Missbrauchsbeauftragten aus. "Es hat extrem viel Mühe bei der Aufarbeitung gegeben und den ehrlichen Versuch, es gut zu machen, jetzt haben wir festgestellt: Es reicht nicht", sagte sie angesichts der Aussetzung des Beirats.

gegen Missbrauch vorgehen

Gesellschaftlichen Zusammenhalt und Bewahrung der Schöpfung voranbringen

"Die Menschen hören zu, wenn sie spüren, dass wir ehrlich sind", sagte Ulrike Scherf und fügte an:  "Wir müssen das, was nicht gut läuft, ernst nehmen und dazu stehen. Dann können wir auch andere Themen glaubwürdig nach vorne bringen." Allen voran in der Frage des gesellschaftlichen Zusammenhalts, könne die Kirche dazu beitragen, dass Verständigung passiere. Beispielsweise in Fragen der Bewahrung der Schöpfung, habe Kirche vieles bereits geleistet und sei bereit, weiter aktiv das Klima und die Umwelt zu schützen. Dabei sei es auf der einen Seite wichtig, bereits Kindern Umweltbewusstsein mitzugeben, aber auf der anderen Seite auch selbst tätig zu werden. Dies geschehe über den Einkauf oder über die energetische Sanierung von Kirchengebäuden. Die EKHN habe Nachhaltigkeit bereits als generelles Kriterium aller Bewirtschaftung vorgeschrieben, so Scherf.

Diversität in den Kirchen

Ein anderes Dilemma der Kirchen sei die Besetzung ihrer Gremien. "Wie weiß sind die Kirchen?" fragte Moderator Arnd Henze. Gerne werde in den Kirchen von Offenheit und Vielfalt gesprochen, doch seien in Synoden und Gemeinden nur selten beispielsweise Menschen mit Migrationshintergrund vertreten. Ulrike Scherf erinnerte daran, dass es in der EKHN beispeilsweise eine koreansiche Gemeinde gebe, "die wir versuchen, als Gemeinde in unserer Landeskirche auf Augenhöhe zu integrieren." Göring-Eckardt fragte: "Wo finden wir Menschen, die anders als die meisten von uns ticken?" Es sei wichtig zu schauen, was diese Menschen brauchen, damit sie mitmachen wollen. Entscheidend sei: "Nicht, dass wir ihnen Plätzchen freimachen irgendwo am Tisch, sondern, dass wir die Tischordnung wirklich ändern", so die Politikerin.


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